Montag, 7. Februar 2022

Der neutrale Beobachter



Jeder erzählt es anders; aber keiner richtig.

Point-of-View-Shot - Neutralität, Standpunkt und Perspektive.

Und diese Erzählperspektive hat schon immer Menschen blind gemacht. Und auch in der heutigen Zeit macht sie blind. 

In diesem kleinen Beispiel geht es um Sichtweisen und Standpunkte. Es geht um die

Erzählperspektive. 

Das Leben kann nämlich auch ganz schön doof sein, wenn nur Mist erzählt wird.

In der Literatur ist die Erzählperspektive die Sichtweise des Erzählers. Von dieser Sichtweise hängt es unter anderem ab, wie der Leser in ein Geschehen eingeführt und beeinflusst wird. Man spricht auch vom Erzählstandort. Im Englischen bezeichnet man diesen Erzählstandort treffend als point-of-view. 

Ein Point-of-View-Shot ist in der Filmtheorie eine Einstellung, die den Zuschauern einen Blick durch die Augen einer Figur der dargestellten Handlung ermöglicht.

(Quelle Point-of-View-Shot: Wikipedia)

Nun gehen wir einmal in unsere heutige Zeit und Realität. Auch dort gibt es „Point-of-View“.

In den alten amerikanischen Western waren die Indianer meist die Bösen. Tja, liebe Indianer; ganz schön blöd, wenn alle der Meinung sind, dass man der Depp ist. 

Später gab es andere Filme, mit den gleichen Geschichten. Aber da waren die Indianer oftmals aus einer ganz anderen Sicht dargestellt.  Da waren die amerikanischen Soldaten die Bösen; insbesondere General George Armstrong Custer.

Es kommt also immer darauf an wer eine Geschichte, wie erzählt.

Nehmen wir jetzt einmal eine Geschichte mit „Volk A“ und "Volk B“. Nennen wir sie die Alphas und die Betas. Das kann ein Western sein, ein historischer Roman, eine Abenteuergeschichte, eine Science-Fiction Geschichte, Fantasy oder was auch immer.

Wir erzählen die Geschichte aus der Sichtweise der Alphas. Es gibt ein Buch und einen Film. In dem Film sind die Darsteller der Alphas bekannte beliebte Schauspieler. Die Leute der Betas sind eher unbeliebt und hässlich. Die Geschichte geht mit dem Triumph und Happy End der Alphas aus.

Nun erzählen wir die gleiche Geschichte aus der Sicht der Betas. Nun sind die beliebten und berühmten Schauspieler auf der anderen Seite. Auf einmal lernt man die Betas besser kennen. Sie sind weder hässlich noch böse. Nun kann die Geschichte auch mit dem Triumph und Happy End der Betas ausgehen.

Und nun nehmen wir eine weitere Perspektive.

Sie sind ein unabhängiger neutraler Beobachter, der alles von Anfang bis zum Ende verfolgt hat. 

Und wieder haben wir eine andere Sichtweise. Aber in dieser Sichtweise fehlt die einseitige Dramaturgie. Es gibt keine einseitige Spannung und keine einseitige Bosheit. 

Hier sind wir der Wahrheit näher. Aber der Wahrheit fehlen in den Filmen dann vielleicht die Spannung und der aufbauende Hass, was nur mit einem Happy End befriedigt werden kann.

Der unabhängige Beobachter erzählt jedem Volk, was es für Stärken und Schwächen hat, und welche Fehler es machte. Aber weder die Alphas, noch die Betas, wollen das hören.

Klar wer hier der Depp ist. Der unabhängige Beobachter ist der Depp. Klar ist auch, dass das Leben nun für diesen Beobachter ganz schön blöd läuft. Besser, wenn er die Klappe hält und nichts sagt. Es könnte auch gesünder für ihn sein. Denn er steht ganz alleine da. Genau wie die Wahrheit.

Diese dritte Sichtweise ist selten. Sie entsteht gerade erst jetzt, in unserer Zeit. Man benötigt sie aber um Frieden zu schaffen, und zwischen den Kontrahenten zu vermitteln. Es bedarf schon etwas Weisheit, und man muss aus der Geschichte der Menschheit etwas gelernt haben. Um diese „Dritte Sichtweise C“ zu ermöglichen, muss man sich frei machen von den Manipulationen von „Sichtweise A“ und "Sichtweise B". Da der Mensch aber alle Zeit in Gruppen und Herden existierte, kann man eine dritte Sichtweise, die unabhängig von diesen Gruppen existiert, nicht akzeptieren. Man ist entweder für eine Seite, oder man ist dagegen. Eine dritte unabhängige "Sichtweise C" darf es also nicht geben. Und  gibt es sie doch, bekommt sie eins auf die Glocke; aber ganz gewaltig.

Das ist übrigens auch in der Politik so. Die Gesellschaft unterscheidet größtenteils nur zwischen Links und Rechts, oder Ost und West, usw. "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns". 

Eine neutrale unabhängige und unparteiische Mitte wird nicht akzeptiert. Alles was außerhalb der eigenen Perspektive ist, muss automatisch zu den anderen gehören.

Ja, das Leben ist manchmal ganz schön blöd. Und wenn diese Gedanken wirklich die Welt formen, dann sind wir irgendwann im Arsch. 

2012 sollte die Erde unter gehen. Sie existiert bekanntlich noch. Immer wenn etwas Mystisches aus der Geschichte der Menschheit eine Veränderung voraus sagt, glauben die Menschen die Erde würde unter gehen. Was aber, wenn es kein Weltuntergang, sondern eine „Weltveränderung“ gibt? Was ist, wenn einige Menschen sich anfangen zu verändern? Die anderen Menschen verstehen die dritte Sichtweise nicht. Was nicht so ist wie sie, und denkt wie sie, muss dumm, irrsinnig oder ein Verräter sein. Die Völker unserer Geschichte glauben also, dass es sich bei dem unabhängigen Beobachter um Verräter, Spione oder Sympathisanten des anderen Volkes handelt. Von einer dritten Sichtweise wissen sie nichts, weil es ihnen an Weisheit fehlt.

Wer eine Gegenseite auf niederträchtige Art diffamieren will, muss nach einem abwertenden Begriff suchen, mit dem man jegliche Argumentationen sammeln und mit einem Schlag vernichten kann.

Eine dritte unabhängige Sichtweise ist nicht gern gesehen. Und die Mehrheit der Menschen ist sich dessen nicht bewusst und ist auch leider noch nicht fähig dazu.

Wer neutral Denken gelernt hat, bekam im Laufe der Geschichte immer schon eins auf die Fresse.

Wir brauchen die dritte Sichtweise. Denn damit verändern wir die Welt zum Positiven und schaffen Frieden. 

Mit unseren Gedanken formen wir die Welt. 

R. Janson