Dienstag, 6. Mai 2014

Der "Führer" und das Herdentier.

Die Lebewesen unserer Erde leben und unterteilen sich meist in Gemeinschaften wie Herden, Banden, Völker, Rassen, religiösen Gemeinschaften usw. Seit Urzeiten hat sich daran nichts geändert. Die Tiere können sich nicht weiter entwickeln. Sie werden wohl immer so leben. Aber wieso kann sich der Mensch nicht weiterentwickeln? Es gibt religiöse Unterschiede, Rassenunterschiede, Klassenunterschiede; seit der Mensch denkt hat er Unterschiede entdeckt. Der Mensch unterteilt sich (oder wird unterteilt) in Herkunft, Religion, Glauben, Hautfarbe, Aussehen, Interessen, Meinungen, Bildung, und in politische Gruppierungen wie links, rechts, grün, rot, schwarz, gelb usw.

Und überall gibt es einen der führt. Die Menschen lassen sich führen, überzeugen, anstacheln, revolutionieren, fanatisieren. Sie verlernen dabei schnell, das selbstständige Denken. Das ist auch nicht gewollt. Man muss nur die Meinung der Gruppe rhetorisch perfekt verteidigen. Man beobachtet es überall.

Wenn zwanzig Menschen, die sich nicht kennen, aufgefordert werden sich in einer großen Firma zu melden, weil sie dort Arbeit finden können, denkt jeder von ihnen noch so lange selbstständig, bis sie sich in einer Gruppe zusammen gefunden haben. Findet diese Zusammenkunft statt, ist man erst mal erleichtert; bis hier hin hat man es geschafft. Wenn man jetzt einen Fehler macht, macht man ihn nicht mehr alleine. Also, läuft man mit der Gruppe mit. Es wird schon richtig sein, wenn ja alle in diese Richtung laufen. Wenn man aber mal genau hinschaut, dann schaut nur einer auf den Brief mit den Anweisungen, wo man sich mit wem treffen soll. Er zeigt in eine Richtung und alle anderen laufen nach, ohne ihre Briefe selber noch einmal zu kontrollieren. Es dauert nicht lange, und auch in dieser kleinen Gruppe gibt es jemanden der führt.

Wenn jetzt aber ein anderes Mitglied der Gruppe anderer Meinung ist und einen anderen Weg vorschlägt, könnte dieses Mitglied ja alleine einen anderen Weg zum Ziel nehmen. Das ist aber in der Regel anders. Das Mitglied der Gruppe das anders gehen will, will die ganze Gruppe mitziehen, und beginnt mit dem anderen „Führer“ zu diskutieren. Wenn der erste Führer überzeugender wirkt, läuft der Zweifler doch noch mit in die Richtung, in die die Gruppe zuerst gehen wollte. Zumal dann, wenn er keine Zustimmung von der Gruppe bekommt. Er beginnt zu zweifeln und unterdrückt sein selbstständiges Denken. Selbstständiges Denken ist in einer „menschlichen Herde“ nicht gewollt und wird bestraft.

Wer hier nicht blind mitläuft, sondern sein selbstständiges Denken nicht dem Gruppenzwang unterwirft, ist schon einen guten Schritt weiter in seiner Entwicklung. Doch das ist leider sehr selten.

Es ist erstaunlich, wie sehr dieses uralte Herden-Verhalten noch in uns steckt. Wer sich jedoch nicht so verhält, ist schnell ein Außenseiter. Man wird mit Missachtung und Verachtung gestraft. In der Herde fühlt man sich sicher. Man ist nur einer von vielen. Die Eigenverantwortung schwindet. Wir nutzen den Schutz der Gemeinschaft und lassen andere für uns denken. Dafür sind die Menschen oft bereit denjenigen zu unterstützen, der sie führt und für sie denkt. Hat „der Führende“ dann einen Fehler gemacht, kann man die Schuld besser von sich weisen.

Dieses Verhalten ist aber dumm, naiv und feige. Es ist ein fauler Vorwand, die eigene Verantwortung anderen zu übertragen.

Und so ist es in der Religion, in Sekten, in der Politik, in der Wirtschaft und überall. Was am Ende übrig bleibt, ist immer ein Diktator, der sich in der Bewunderung dummer naiver Menschen suhlen kann.

Wenn man Menschen in einer Gruppe vereint, um sie gemeinschaftlich in eine Richtung zu führen ist es so, als wenn man ihnen Fäustlinge über ihre Hände zieht. Sie können die Hände wärmen und man kann damit schlagen, aber auf Dauer vernünftig arbeiten kann man damit nicht.

Letztendlich gibt es noch die Hetze und die Propaganda, die verhindern soll, dass jemand mit irgendwelchen Interessen einer anderen Gruppe sympathisiert. … Sünde, Sünde, Sünde … Böse böse.

Es wird Zeit, dass das Herdentier nicht blind und ohne nachzudenken dem Leittier folgt, sondern selbst den Kopf hebt und sich umschaut in der Welt; denn es mag lange dauern bis es versteht.

Im Paradies wird es keine Organisationen geben; und doch gibt es eine Gemeinschaft.