Und
überall gibt es einen der führt. Die Menschen lassen sich führen,
überzeugen, anstacheln, revolutionieren, fanatisieren. Sie verlernen
dabei schnell, das selbstständige Denken. Das ist auch nicht
gewollt. Man muss nur die Meinung der Gruppe rhetorisch perfekt
verteidigen. Man beobachtet es überall.
Wenn
zwanzig Menschen, die sich nicht kennen, aufgefordert werden sich in
einer großen Firma zu melden, weil sie dort Arbeit finden können,
denkt jeder von ihnen noch so lange selbstständig, bis sie sich in
einer Gruppe zusammen gefunden haben. Findet diese Zusammenkunft
statt, ist man erst mal erleichtert; bis hier hin hat man es
geschafft. Wenn man jetzt einen Fehler macht, macht man ihn nicht
mehr alleine. Also, läuft man mit der Gruppe mit. Es wird schon
richtig sein, wenn ja alle in diese Richtung laufen. Wenn man aber
mal genau hinschaut, dann schaut nur einer auf den Brief mit den
Anweisungen, wo man sich mit wem treffen soll. Er zeigt in eine
Richtung und alle anderen laufen nach, ohne ihre Briefe selber noch
einmal zu kontrollieren. Es dauert nicht lange, und auch in dieser
kleinen Gruppe gibt es jemanden der führt.
Wenn
jetzt aber ein anderes Mitglied der Gruppe anderer Meinung ist und
einen anderen Weg vorschlägt, könnte dieses Mitglied ja alleine
einen anderen Weg zum Ziel nehmen. Das ist aber in der Regel anders.
Das Mitglied der Gruppe das anders gehen will, will die ganze Gruppe
mitziehen, und beginnt mit dem anderen „Führer“ zu diskutieren.
Wenn der erste Führer überzeugender wirkt, läuft der Zweifler doch
noch mit in die Richtung, in die die Gruppe zuerst gehen wollte.
Zumal dann, wenn er keine Zustimmung von der Gruppe bekommt. Er
beginnt zu zweifeln und unterdrückt sein selbstständiges Denken.
Selbstständiges Denken ist in einer „menschlichen Herde“ nicht
gewollt und wird bestraft.
Wer
hier nicht blind mitläuft, sondern sein selbstständiges Denken
nicht dem Gruppenzwang unterwirft, ist schon einen guten Schritt
weiter in seiner Entwicklung. Doch das ist leider sehr selten.
Es
ist erstaunlich, wie sehr dieses uralte Herden-Verhalten noch in uns
steckt. Wer sich jedoch nicht so verhält, ist schnell ein
Außenseiter. Man wird mit Missachtung und Verachtung gestraft. In
der Herde fühlt man sich sicher. Man ist nur einer von vielen. Die
Eigenverantwortung schwindet. Wir nutzen den Schutz der Gemeinschaft
und lassen andere für uns denken. Dafür sind die Menschen oft
bereit denjenigen zu unterstützen, der sie führt und für sie
denkt. Hat „der Führende“ dann einen Fehler gemacht, kann man
die Schuld besser von sich weisen.
Dieses
Verhalten ist aber dumm, naiv und feige. Es ist ein fauler Vorwand,
die eigene Verantwortung anderen zu übertragen.
Und
so ist es in der Religion, in Sekten, in der Politik, in der
Wirtschaft und überall. Was am Ende übrig bleibt, ist immer ein
Diktator, der sich in der Bewunderung dummer naiver Menschen suhlen
kann.
Wenn
man Menschen in einer Gruppe vereint, um sie gemeinschaftlich in eine
Richtung zu führen ist es so, als wenn man ihnen Fäustlinge über
ihre Hände zieht. Sie können die Hände wärmen und man kann damit
schlagen, aber auf Dauer vernünftig arbeiten kann man damit nicht.
Letztendlich
gibt es noch die Hetze und die Propaganda, die verhindern soll, dass
jemand mit irgendwelchen Interessen einer anderen Gruppe
sympathisiert. … Sünde, Sünde, Sünde … Böse böse.
Es
wird Zeit, dass das Herdentier nicht blind und ohne nachzudenken dem
Leittier folgt, sondern selbst den Kopf hebt und sich umschaut in der
Welt; denn es mag lange dauern bis es versteht.
Im
Paradies wird es keine Organisationen geben; und doch gibt es eine
Gemeinschaft.
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