Zwischen
Wissen und Verständnis liegen Welten. Zwischen Verständnis und
Umsetzung ebenfalls.
Punkt
1: Wissen
Wissen
ist ein Grundpfeiler einer gut funktionierenden Gesellschaft.
Ohne
Wissen, würden wir noch in den Höhlen hausen und mit Speeren
bewaffnet „einkaufen“ gehen. Wissen ist wichtig, wenn wir weiter
existieren wollen.
Wissen
ist aber nichts weiter, als der Computer im Kopf. Beim Mensch spricht
man von Bildung, beim Computer von Programmierung.
Das
gesamte Universum ist auf Plus und Minus, auf schwarz und weiß, auf
Tag und Nacht, auf Licht und Schatten, auf Yin und Yang aufgebaut.
Wissen kann also auch zur Gefahr werden. Nicht nur Wissen in falschen
Händen, sondern auch falsches Wissen in naiven Köpfen, wird leicht
zur Bedrohung. Fanatismus ist solch ein Wissen ohne Verstehen.
Aber
auch in der Wissenschaft gibt es Wissen ohne Verstehen. Es gibt auch
in vielen anderen Bereichen „Überprogrammierte Menschen“.
Wissen
kann aber auch Macht bedeuten. Es heißt nicht umsonst. „Wenn Du
Glaubst, kannst Du Berge versetzen.“ Mit der richtigen
Überzeugungskraft, kann man Wissen in Menschen verbreiten, das zur
Katastrophe führen kann.
Wissen
alleine nützt also gar nichts. Was fehlt, ist die Zeit zum
Nachdenken, zu Verstehen; ist das Verständnis und das Begreifen.
Punkt
2: Das Verstehen.
Wir
könnten jetzt biblisch beginnen: "Mit den Ohren werdet ihr
hören, und werdet es nicht verstehen; und mit sehenden Augen werdet
ihr sehen, und werdet es nicht verstehen.“ usw.
Aber
wir wollen es einmal etwas anders angehen. Wir lassen unsere Fantasie
etwas spielen und stellen uns zwei Männer vor, die in einem Raum
stehen, der wie ein Gerichtssaal aussieht. Beide behaupten Goethe zu
sein; aber nur einer ist wirklich Goethe. Der Andere ist ein
Hochstapler und hoch studierter Mann, der einfach alles über Goethe
weiß. Vor ihnen sitzt ein Jury.
Nennen
wir den anderen Mann Paul. Paul glänzt mit seinem Wissen vor der
Jury, sodass kaum noch Zweifel besteht, dass er der wahre Goethe sein
muss, und der echte Goethe ein Hochstapler ist.
Goethe
hat schon mehr in seinem Leben vergessen, als Paul je gelernt hat.
Goethe kann sich einfach nicht mehr an alles detailliert erinnern.
Darum sieht es schlecht für ihn aus.
Dann
aber erklärt der echte Goethe Wissen aus seinen Werken, die in
keinem Buch und keiner Überlieferung stehen. Er redet und redet und
überzeugt schließlich die Juroren, dass er der echte Goethe und
Paul der Hochstapler ist. Denn Paul hat kaum etwas von dem
verstanden, was er über Goethe auswendig gelernt hat.
So
ist es auch mit den heiligen Büchern, die über die Jahrhunderte der
Religionsgeschichte weiter gegeben wurden. Man kann Plus von Minus
nicht unterscheiden und nimmt alles bedingungslos auf; ja man formt
es sich sogar gelegentlich so zurecht, wie es gerade passt. Man hat
aber kaum etwas wirklich verstanden, was gelegentlich darin zu finden
ist.
Wissen
ohne Verstehen ist wie Musik ohne Leidenschaft. Es ist wie ein
Kartentrick, den man zwar vorführen kann, man aber nicht weiß wieso
er funktioniert.
„Du
sollst nicht töten“, so steht es in der Bibel. Das wissen wir.
Warum aber steht das dort? Um das wirklich zu verstehen und zu
begreifen, benötigen wir Weisheit, Herz, Mitgefühl und Verständnis.
Wenn
wir das alles hätten, würden die Gebote nicht in der Bibel stehen;
weil wir sie nicht bräuchten.
Punkt
3: Die Umsetzung
Ein
guter Theoretiker ist noch lange kein guter Praktiker. Das bedeutet
in unserem Fall, dass man zwar Wissen und Verständnis besitzt, wenn
es aber darauf ankommt, gnadenlos versagt.
Zweifel
und Versagen entstehen oft, durch Macht, Gier, Gleichgültigkeit,
Herzlosigkeit, Spott, Hohn, Neid, Gefühle oder der Angst im Leben zu
versagen.
Selbst
wenn man Punkt 1 und Punkt 2 verstanden hat, muss man sich fragen wie
man reagieren würde, wenn man einen Geldbeutel findet mit Geld
darin?
Wer
Punkt 1 und Punkt 2 verstanden hat, denkt über viel mehr Dinge nach,
als hier beschrieben. Und dennoch … was würdest Du tun?
Du
brauchst die zehn Gebote nicht mehr. Du weißt jetzt selbst was Gut
und Böse ist, und Du verstehst es auch. Denn allein zu wissen was
Gut und Böse ist, reicht ja – wie wir jetzt wissen – nicht aus.
Wir müssen es auch verstehen. Und nun müssen wir es auch umsetzen.
Wer Punkt 1 und Punkt 2 verstanden hat, und Punkt 3 auch umsetzen
kann, hat die Möglichkeit wahres Glücksgefühl zu erleben.
Aber
tief in unserem Inneren sitzt immer ein kleiner Teufel, der Waffen
auspackt wie Verführung, Hohn, Spott und ein ganzes Arsenal an
Gefühlen, die den Verstand abschalten können.
Die
Umsetzung von Punkt 3 – sofern man überhaupt soweit kommt -
scheitert also oftmals an unserer Toleranz, an unserer Nächstenliebe,
an unserem Empfinden.
Wissen
– Verstehen – Umsetzen
Man
kann das Leben nicht begreifen, wenn eines dieser drei Faktoren
gänzlich fehlt. Eine gut funktionierende Gesellschaft der Zukunft,
die ohne Kriege, Hass und Gewalt auskommen soll, ist auf dieses
Kleeblatt angewiesen. Und dabei muss klar sein, dass Wissen und
Verstehen nicht dasselbe Blatt sind. Es sind drei Blätter; nicht
eines und nicht zwei. Aber um das zu begreifen braucht man Zeit zum
Nachdenken; etwas, was man in unserer schnelllebigen Karrierezeit
nicht mehr hat.
Darum
ist Zeit kostbar. Wer keine Zeit hat, ist ein armer bedauernswerter
Mensch. Nehmt euch die Zeit zurück, die man euch gestohlen hat.
Sonst geht die Welt zugrunde, weil wir ein dreiblättriges Kleeblatt
übersehen haben.