Wenn man dieses Kapitel anschneidet, lehnt man sich eventuell sehr weit aus dem Fenster. Denn unsere Helden sind unantastbar. Und sie wurden zu der damaligen Zeit als Held bezeichnet. Wir leben aber in anderen Zeiten. Und wir wollen alle in einer besseren Welt leben. Nun sollte man diese Helden nicht schlecht reden. Denn wenn wir damals gelebt hätten, hätten wir auch so gehandelt oder empfunden, wenn es in unserer Macht gestanden hätte.
Dennoch möchte ich aus heutiger Sicht, am Stern des
Heldentums etwas kratzen. Denn damals war es notwendig. Aber ob man das als „Freudiges
Ereignis“ sehen sollte, ist dahingestellt. Ich kann keine Freude
empfinden, wenn jemand im Krieg viele Feinde getötet hat. Das waren auch
Menschen. Es ließ sich nicht vermeiden, aber feiern sollte man es, aus heutiger
Sicht gesehen, eher nicht.
Aber vielleicht ist dieses Denken, und vielleicht ist dieser Schritt, noch zu weit weg. Aber egal; packen wir es an!
Der rote Baron: Gladiator der
Lüfte
Es ist mehr als hundert Jahre her, seit Ausbruch des
ersten Weltkriegs. In den Medien findet man daher so einige Berichte, die ich
nicht so ganz teilen und verstehen kann. Zumal die Dämonen des Jahres 1914, in
einigen Seelen unserer Staatsführer, wieder erwacht sind. Was wir daher nicht
brauchen ist, Kriegsverherrlichung, Kriegsheldentum und Kriegspropaganda.
Denn diese Gedanken formen uns und
unsere Welt.
Deshalb muss einmal die Frage behandelt werden:
Wie weit sind die Gladiatorenspiele der Römischen
Kaiser, die im Kolosseum in Rom stattfanden, aus unseren Köpfen entfernt?
Sie sind sehr nah. Wir haben heute noch unsere
Gladiatoren-Helden. Wir sitzen auf den sicheren Rängen im Kolosseum, und jubeln
unseren Helden zu. Es hat sich nichts geändert.
„Der rote Baron“ steht stellvertretend
für die Frage, was „Kriegshelden“ sind. Denn es gibt viele „Kriegshelden“, in
vielen Nationen.
Die Geschichte um Manfred von Richthofen
liest sich wie ein Abenteuerroman. Und irgendwie war es das auch damals so, für
ihn und seine Bewunderer. Das ist bis heute so geblieben. Der erfolgreichste
deutsche Jagdflieger des ersten Weltkrieges verzeichnete während seiner
Kriegseinsätze 80 Abschüsse. Ausgezeichnet mit zahlreichen Ehrungen, ging er
als Kriegsheld in die deutsche Geschichte ein. Richthofen selbst, setzte die
Tradition seines Kommandanten Oswald Boelcke fort, indem er einen bekannten
Berliner Juwelier beauftragte, der ihm silberne Ehrenbecher mit der jeweiligen
Inschrift des Abschussdatums sowie des Flugzeugtyps lieferte.
(Quelle: Wikipedia)
Wo liegen also die Unterschiede der Gladiatoren des
alten Rom, zu unseren Kriegshelden?
Da fragt man sich wer mehr geehrt wird; Manfred von
Richthofen oder Graf von Stauffenberg?
Heldenepos im Zusammenhang mit Krieg hat immer einen
üblen Beigeschmack. Häufig wird Krieg romantisiert; wie ein alter Western mit John
Wayne. Im alten Kolosseum waren Gladiatoren, die viele Kämpfe gewannen
und überlebten, Helden. Doch die Zuschauer, die sie verehrten, standen nie in
der Arena und setzten sich der Gefahr, um Leben und Tod zu kämpfen, nicht aus.
Deshalb hatten die Gladiatoren die das taten, allen Grund sich feiern zu
lassen. Viele töteten nicht nur um zu überleben; sie töteten, weil sie die Sucht
nach Heldentum gepackt hatte. Krieg ist aber nicht romantisch. Daher sind die
schlimmsten Kriegshetzer die, die den Schrecken eines Krieges erst dann
begreifen, wenn ihre eigene „unantastbare heile Welt“ plötzlich zusammenbricht,
und ihnen selbst der Arsch brennt; oder der Löwe, der die Delinquenten
auffressen soll, über die Ränge springt.
Kriegshelden sind unter anderem Soldaten, die z.B. ihr
Leben dafür eingesetzt haben, das Leben ihrer Kameraden zu retten.
In der Vergangenheit ist zu viel, falsche Heldenverehrung
betrieben worden. Schon dadurch bekommt der Begriff „Kriegsheld“ einen
überwiegend zweifelhaften Beigeschmack. Das heißt nicht, dass man herausragende
Persönlichkeiten von Fall zu Fall nicht auch würdigen sollte. Aber mit
"Heldentum" würde ich doch sehr sparsam umgehen.
Was empfindet ein „Kriegsheld“ der zahlreiche Feinde
getötet hat, in Friedenszeiten, wenn er ins Ausland zum ehemaligen Feind fährt.
Warum
wollten viele unserer Väter und Großväter nicht über diese Zeit reden?
Warum verdrängten sie die damaligen Ereignisse zeitlebens?
Auch der Feind ist ein Mensch. Der Weihnachtsfrieden
an der Westfront, am 24. Dezember 1914, war eine von der Befehlsebene nicht
autorisierte Waffenruhe während des Ersten Weltkrieges.
Man hat erkannt, dass auch der Feind ein Mensch ist.
Es ist daher nicht besonders Ehrenhaft, den Tod solcher Menschen als Heldentum
zu feiern.
Im Krieg gibt es nur Verlierer.
Helden sind die, die einen Krieg verhindern wollen.
Das Kolosseum ist zerstört, und das soll es auch bleiben. Wir sollten es auch
nicht in unseren Köpfen neu errichten. Denn auch das sind Gedanken, die uns
mehr verändern, als uns bewusst ist. Denn genau da wird man uns packen, wenn
man uns einen Krieg schmackhaft machen will. Und genau das, wurde zu Zeiten der
Weltkriege auch so gemacht.
Mit
unseren Gedanken formen wir die Welt.
Sind wir uns dessen wirklich bewusst?
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