Dienstag, 22. April 2014

Der rote Baron: Gladiator der Lüfte

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Es ist nun hundert Jahre her, seit Ausbruch des ersten Weltkrieg. In den Medien findet man daher so einige Berichte, die ich nicht so ganz teilen und verstehen kann. Zumal die Dämonen des Jahres 1914, in einigen Seelen unserer Staatsführer, wieder erwacht sind. Was wir daher nicht brauchen ist, Kriegsverherrlichung, Kriegsheldentum und Kriegspropaganda.

Deshalb muss einmal die Frage behandelt werden: Wie weit sind die Gladiatorenspiele der Römischen Kaiser, die im Colosseum in Rom stattfanden, aus unseren Köpfen entfernt? 
Sie sind  sehr nah. Wir haben heute noch unsere Gladiatoren-Helden. Wir sitzen auf den sicheren Rängen im Colosseum, und jubeln unseren Helden zu. Es hat sich nichts geändert.

„Der rote Baron“ steht stellvertretend für die Frage, was „Kriegshelden“ sind. Denn es gibt viele „Kriegshelden“, in vielen Nationen. 

Die Geschichte um Manfred von Richthofen liest sich wie ein Abenteuerroman. Und irgendwie war es das auch für ihn und seine Bewunderer. Das ist bis heute so geblieben. Der erfolgreichste deutsche Jagdflieger des ersten Weltkrieges verzeichnete während seiner Kriegseinsätze 80 Abschüsse. Ausgezeichnet mit zahlreichen Ehrungen, ging er als Kriegsheld in die deutsche Geschichte ein. Richthofen selbst, setzte die Tradition seines Kommandanten Oswald Boelcke fort, indem er einen bekannten Berliner Juwelier beauftragte, der ihm silberne Ehrenbecher mit der jeweiligen Inschrift des Abschussdatums sowie des Flugzeugtyps lieferte.

Wo liegen also die Unterschiede der Gladiatoren des alten Rom, zu „Kriegshelden“? 
Da fragt man sich wer mehr geehrt wird; Manfred von Richthofen oder Graf von Stauffenberg?
Heldenepos im Zusammenhang mit Krieg hat immer einen üblen Beigeschmack. Häufig wird Krieg romantisiert; wie ein alter Western mit John Wayne. Im alten Colosseum waren Gladiatoren, die viele Kämpfe gewannen und überlebten, Helden. Doch die Zuschauer, die sie verehrten, standen nie in der Arena und setzten sich der Gefahr um Leben und Tod zu kämpfen nicht aus. Deshalb hatten die Gladiatoren die das taten, allen Grund sich feiern zu lassen. Viele töteten nicht nur um zu überleben; sie töteten, weil sie die Sucht nach Heldentum gepackt hatte. Krieg ist aber nicht romantisch. Daher sind die schlimmsten Kriegshetzer die, die den Schrecken eines Krieges erst dann begreifen, wenn ihre eigene „unantastbare heile Welt“ plötzlich zusammenbricht, und ihnen selbst der Arsch brennt; oder der Löwe, der die Delinquenten auffressen soll, über die Ränge springt.
Wenn man sein Vaterland vor Invasoren verteidigt und dann sein Leben lässt, könnte man eher von Heldentum reden. 

Ein Angriffskrieg bringt aber keine Helden hervor. 

Das ist dann etwas anderes. Und wenn man das macht, um Ruhm und Ehre zu erlangen, ist das auch anders. Diese Ehre ist immer mit dem sterben anderer Verbunden. Hier verschwimmen schon mal die Grenzen.
Kriegshelden sind  unter anderem Soldaten, die z.B. ihr Leben dafür eingesetzt haben, das Leben ihrer Kameraden zu retten.
Männer wie z.B. Erich Hartmann, Hans-Ulrich Rudel, Günther Prien und Hans-Joachim Marseille etc., waren gute Soldaten. 
Wer kennt aber folgende Namen: Franz Jägerstätter, Michael Lerpscher, Richard Reitsamer, Joseph Ruf, Anton Brugger, Carl Krahe, Alfred Münch, Gustav Psyrembel, Julius Ranacher, Leander Zrenner und Ernst Volkmann? 
Das sind die tragischen Helden, die hingerichtet wurden, weil sie den Kriegsdienst verweigerten.  Das waren keine Gladiatoren. Sie wollten schon gar nicht töten, um Ruhm und Ehre zu erlangen, wie in der Arena. 
Hätte Deutschland den Krieg gewonnen, dann wären alle Soldaten Helden gewesen. 
In der Vergangenheit ist zu viel, falsche Heldenverehrung betrieben worden. Schon dadurch bekommt der Begriff  „Kriegsheld“ einen überwiegend zweifelhaften Beigeschmack. Das heißt nicht, dass man herausragende Persönlichkeiten von Fall zu Fall nicht auch würdigen sollte. Aber mit "Heldentum" würde ich doch sehr sparsam umgehen. 

Was empfindet ein „Kriegsheld“ der zahlreiche Feinde getötet hat, in Friedenszeiten, wenn er ins Ausland zum ehemaligen Feind fährt. 
Warum wollten viele unserer Väter und Großväter nicht über diese Zeit reden? Warum verdrängten sie die damaligen Ereignisse zeitlebens? 
Auch der Feind ist ein Mensch. Der Weihnachtsfrieden an der Westfront, am 24. Dezember 1914, war eine von der Befehlsebene nicht autorisierte Waffenruhe während des Ersten Weltkrieges.

Man hat erkannt, dass auch der Feind ein Mensch ist. Es ist daher nicht besonders Ehrenhaft, den Tod solcher Menschen als Heldentum zu feiern. 
Im Krieg gibt es nur Verlierer. Helden sind die, die einen Krieg verhindern wollen. Das Colosseum ist zerstört, und das soll es auch bleiben. Wir sollten es auch nicht in unseren Köpfen neu errichten.  

Rüdiger Janson

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